Eigenbauten
Nach dem Bau einiger Modelle aus Bausätzen sowie als Umbauten hat man beim Eigenbau vorab schon recht konkrete Vorstellungen über den Bau des künftigen
Modells. Oft entstehen damit keine Bauzeichnungen mehr, allenfalls Übersichtsskizzen mit Abmessungen oder Detailzeichnungen zur Fertigung einzelner
Baugruppen.
Für den Entwurf der Grundkonzeption des Fahrwerkes, Antriebes sowie Gehäuse dienen oft Baupläne, Bausätze oder auch Serienmodelle vergleichbarer
Fahrzeugmodelle. Vor einigen Ausführungen zum Entwurf von Modellen jedoch nochmals einige Ansichten zu der unterschiedlichen Ausführung von Bausätzen, hier
am Beispiel von Schmalspurwagen-Modelle.
Leichtbauweise versus Massiv
Bausätze aus Weißmetall sowie Messingblech
Die Schmalspurwagen-Bausätze von Weinert sind für einen Anlagendienst ausreichend robust ausgelegt. Beanspruchte, zugleich detaillierte Teile wie die Dreh-
gestelle, ebenso auch die weiteren Zurüstteile bestehen aus Messingguss. Zur filigraneren Wiedergabe der Wagenkästen wurden diese aus geätzten Messingblech
gefertigt. Beim Hersteller abgekanntet verfügen beide Seitenwände bereits ein exaktes Maß sowie Stabilität. Die Dächer bestehen je nach Form aus Messingblech
oder Weißmetall, aus letzterem auch Teile des Fahrwerkes. Zugleich besitzen durch diese Bauweise die Wagenmodelle ausreichend Gewicht für die
Betriebssicherheit auf der Anlage.
Schmalspur-Personenwagen von Weinert im (Um)Bau, Gehäuse sowie Oberlichter bestehen aus Messingblech, Dach sowie Rahmen aus Weißmetall, Drehgestelle
sowie die Zurüstteile aus Messingguss.
Bausätze aus geätzten Messingblechteilen - Personenwagen
Ein wesentlicher Vorteil der Bausätze aus geätzten Messingblech für den Bausatzhersteller, die können kostengünstig aufgelegt werden. Anspruch einiger dieser
Bausatzhersteller, unerfahrenen Modellbauern den Bau dieser Modelle in Falttechnik ohne weitgehende Fertigkeiten im Modellbau sowie ohne Lötkenntnisse durch
Kleben zu ermöglichen. Soweit die Theorie.
Und in der Praxis? Die filigrane Ausbildung der Teile optisch durchaus ansprechend (sofern man Luftschläuche, Griffstangen in flacher statt runder Ausführung
mag), hat jedoch auch seine Kehrseite. Bei einer Blechstärke von 0,2 mm, an den geätzten Biegelinien damit nur 0,1 mm sind diese Teile, wie Endbühnen,
Sprengwerk extrem der Gefahr des Verbiegens oder gar Brechens ausgesetzt. Bereits beim Bau macht sich bemerkbar, dass die Fahrzeuge ihre Stabilität erst mit
der Endmontage erhalten. Damit ist eine Paßkontrolle der einzelnen Baugruppen vorab kaum möglich. Wenn auch laut Aussage des Herstellers die Bausätze „so
konstruiert sind, dass sie exakt zusammenpassen“ sollte man diese eher als Werbung als eine zugesicherte Produkteigenschaft verstehen. So hat dann in
Einzelfällen beim Zusammenbau der bereits lackierten und teilweise schon mit Klebstoff versehen Baugruppen das Gegenteil herausgestellt. Die in dieser Situation,
in kürzester Zeit erforderlichen Nachbesserungen führen in den meisten Fällen nicht zu befriedigenden Ergebnissen. So sind auch die bei den als “Kehi 2000”
vertriebenen Fertigmodellen die teilweise unsaubere Montageergebnisse zu erklären.
Baugruppen eines Schmalspur-Personenwagens (ohne Dach) von Kehi (Schlosser), massive Teile hierbei nur Radsätze sowie Schrauben.
Güterwagen
Die Wagenkästen von Güterwagen des gleichen Hersteller werden in Falttechnik erstellt. Der Vorteil, es sind damit mehrere Ebenen als mit nur einem flächigen
Messingblechteil darstellbar. Die dabei nachgebildeten „Metallprofile“ der Wagenkästen werden auf die mit Bretternachbildung versehenen Wagenkastenteile
geklappt sowie aufgeklebt. Als Klebstoff wird Sekundenkleber empfohlen, danach sind die überstehenden Biegestellen zu entfernen. Sekundenkleber auf Grund
schnellen Aushärtens sowie hoher Klebekraft ein im Modellbau durchaus vielseitig einsetzbarer Klebstoff, ist jedoch anfällig auf Scherkräfte. So ist es in kaum
gelungen, die überstehenden Biegestellen, egal ob mit speziellen wantenfreien Schneidern, feinsten Laubsägeblättern bzw. Trennscheiben abzuschneiden, ohne
das sich einige der aufgeklebte Profile lösten. Ein damit erforderliches Nachkleben ist wiederum mit sichtbaren Spuren verbunden.
Beim Anlageneinsatz zeigen sich weitere Kehrseiten der „Leichtbauweise“. Sowohl die Biegestellen bei den Drehgestellen als auch der 2-Achsfahrwerke (teilweise
nur laufende 4 … 5 mm Verbindung zwischen senk- sowie waagerechten Flächen sowie nur 0,1 mm stark) zeigen sich im Anlageneinsatz den Beanspruchungen
nicht gewachsen. Und führt zu ungleichmäßigen Rolleigenschaften. Hersteller wie Krüger beim TWA 800 empfehlen das Sichern der Biegestellen durch Kleber
(besser durch Löten), der Hersteller der zuvor abgebildeten Modelle hielt diesen Hinweis jedoch schlichtweg für überflüssig. Als weiterer Schwachpunkt stellen sich
im Betriebseinsatz die Kurzkupplungen heraus. Kleinste Abweichungen beim Biegen der Kupplungen reichen, dass diese zum Aushängen bzw. Klemmen führen. So
wurden die Kupplungs-Baugruppe zweifach überarbeitet und werden bei den jetzt erhältlichen Bausätzen als vormontiertes Teil ausgeliefert.
Nicht verwunderlich, dass zahlreiche Erbauer dieser Modelle die Fahrwerke, Aufhängungen der Drehgestelle sowie die Drehgestelle selber grundlegend
überarbeiten. Wobei Bausätze in Ätztechnologie nicht generell abzulehnen sind, dies hängt jedoch von Fall zu Fall von der Umsetzung ab. Steiferes Material
(größere Metallstärke Messingblech oder Neusilber), Zurüstteile sowie Drehgestelle aus Messingguss tragen zu robusteren Modellen bei.
Stirnseiten eines Schmalspur-Güterwagens und „Metallprofilen“ des Wagenkastens, Drehgestell in Falttechnik sowie Einzelteile der Kupplung.
Konzept der Eigenbauten
Auf Grund der zuvor angesprochenen Erfahrungen, wurden die dann in Folge selbst entworfenen Fahrzeugmodelle in einer recht massiven Bauweise erbaut. Im
Gegensatz zu den in Falttechnik erbauten Modellen sollten diese im Anlageneinsatz „Grifffest“ ausfallen, so dass nicht ständig Griffstangen oder ähnliche Teile
gerichtet werden müssen (so das Gehäuse einer Harzbahn-Mallet von Kehi). Beim Bau, der nur nach Fotos bzw. Übersichtszeichnungen entstandenen Modelle
sollten die einzelnen Baugruppen an die zuvor erstellten Teile angepasst werden können, was bei den in Falttechnik erbauten Modellen oft nicht möglich war.
Hierbei wurde insbesondere geachtet:
- Fertigung des Modells in einzelnen Baugruppen
- die Blechstärken der einzelnen Baugruppen wurden so gewählt, dass diese sich nicht beim Zugriff verbiegen
- die Baugruppen wurde so ausgeführt, dass möglichst keine oder nur wenige Farbtrennkanten beim Lackieren anfallen
- Wagenkästen oder deren Teile erhielten eine Form gebende, stabilisierende Dach- oder Bodenplatte,
zudem werden die bei den Vorbildern vorhandenen Trennwände im Fahrzeuginneren eingesetzt
- flache Teile, wie die Grundplatte des Daches vor dem Aufkleben der Kunststoffdächer oder die Bodenplatte des Wagenkasten
erhielten aufgelötete Messingwinkel
- zum leichteren Anpassen und Montage werden Steck- sowie Schraubverbindungen gegenüber Klebverbindungen bevorzugt
Eigenbau des Daimler-Motorwagens, Baugruppen des Fahrwerkes sowie des Gehäuses.
Trotz nicht zu dünn gewählten Fahrwerk- bzw. Bodenplatten haben sich beim Bau diese Teile wiederholt verzogen. Ein Richten ist zwar möglich, nachfolgende
Arbeiten haben dann erneut zu einem Verziehen geführt. Um ein ständiges Justieren zu vermeiden, erhielten diese im Verlaufe der Bauarbeiten Messingprofile zur
Stabilisierung aufgelötet.
Deshalb wurde bei den später entstandenen Modellen für diese Bauteile Messingblech mit einer Stärke von 1,5 mm gewählt. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil
ist die einfachere Befestigung von weiteren Bauteilen durch Schaubverbindungen, ein zusätzliches Einlöten von Setzmuttern entfällt. Weitere Zurüstteile wie Druck-
luftkessel oder Batteriekästen können leichter als bei dünnem Blech mit Zapfen oder kleinen Drahtstiften befestigt werden. Als weiterer Vorteil verfügen diese
Modelle über ein höheres Gewicht sowie eine tiefe Schwerpunktlage.
Fahrwerksplatte VT 710 mit geschraubten Achslagern (Weinert) und Ausschnitt für den Einachsantrieb (sb Modellbau).
Der Entwurf der Triebfahrzeugmodelle wird je nach Vorbild selber recht unterschiedlich ausfallen. Bauberichte von unterschiedlichen Modellen, als Bausatzmodell,
Umbauten sowie Eigenbau sind ebenfalls in der Rubrik “Werkstatt” eingestellt. Für den Eigenbau finden sich weitere Hinweise für die Bearbeitung von Messingblech
in der Rubrik “Werkstatt” im Abschnitt “Grundlagen des Modellbaus”.
Kein Meister vom Himmel gefallen
Fällt der Entschluß zum Bau von Eisenbahnmodellen, schließt sich eine oftmals über Jahre andauernde Entwicklung der eigenen Fertigkeiten an. Die Erstlingswerke
werden mit zunehmenden Fähigkeiten den eigenen Ansprüchen kaum noch gerecht, auch bei später erbauten Modellen wird man im Nachhinein Verbesserungs-
potential sehen. Anregungen, Tips für den Modellbau finden sich im Internet auf zahlreichen Modellbahn-Webseiten.
Oder die Eigenbaumodelle in Modellbahnforen vorgestellt, gibt es oft Hinweise für aktuelle Bauvorhaben sowie künftigen Projekte. Dort aber auch weniger hilfreiche
Wortmeldungen von selbsternannten Modellbauexperten sowie Nietenzähler. Erstere haben oft vergessen, dass auch sie selber bescheiden angefangen haben,
darüber hinaus das Hobby Modellbahn von der Vielfalt an Ansprüchen, der Lösungsmöglichkeiten, unterschiedlichsten Themen lebt. Nietenzähler finden an jedem
Modell, egal ob aus Großserie oder einem Eigenbau etwas auszusetzen. Nur würde manch Aussage eines Nietenzählers mit der Erfahrung als aktiver Modellbauer
so nicht stehen. Von beiden Spezien die Kommentare recht allgemein, bei Nachfragen im Detail oft ohne Reaktion, kann man diese von an Anfang an ignorieren.