DRG ab 1932
Zweiachsiger Triebwagen nach einem Bauplan von Herr (Rehse-Triebwagen)
Modellbahnen in der SBZ und Anfangsjahren der DDR
Nach dem Ende des II.WK gab es auf dem Gebiet der späteren DDR keinen der bekannten Modellbahnhersteller der Vorkriegszeit. Jedoch gab es
Handwerksbetriebe sowie Händler, die in der Vorkriegszeit Teile für Modelleisenbahnen herstellten bzw. herstellen ließen, ebenso Bücher über den Modellbahnbau
auflegten.
Zu ihnen gehörte seit den 30er Jahren die „Elektromechanische Werkstätten L. Herr“. In den 50er Jahren verließ die eingetragene Firmeninhaberin Luise Herr die
DDR, ihrem Sohn Kurt Hermann wurde die Generalvollmacht für das Unternehmen übertragen und firmierte ab 1957 unter unter dem Namen „L. Herr KG“. Aufgrund
der Anordnung Nr. 2 über die Behandlung des Vermögens von Personen, die das Gebiet des demokratischen Berlin nach dem 10. Juni 1953 verlassen haben,
erlosch die von Luise Herr erteilten Generalvollmacht für Kurt Hermann im Jahr 1959. Die Deutsche Investitionsbank Berlin (DIB) als bisherige Kommanditist
verwaltete ab diesem Zeitpunkt den Firmenanteil von Luise Herr. Der VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke wurde 1961 Nachfolger der DIB als
Kommanditist, ab 1968 trat an deren Stelle der VEB Spezialprägewerke Annaberg-Buchholz. Im Zuge der Verstaatlichungswelle in der DDR wurde das Unter-
nehmen “L. Herr KG” mit Wirkung zum 31. März 1972 aufgelöst.
In den 1950er Jahren begann Herr als erstes ostdeutsches Unternehmen die Herstellung von Modellen in Plastspritzguß. 1954 stellte das Unternehmen mit dem
EMW 340/2 das erste aus Polystyrol gefertigte Modellfahrzeug in der Nenngröße H0 in der DDR vor. Modelle der Personenwagen Bi 24 und Bi 33 sowie des
Gepäckwagens Pwi 32 wurden seit den 1960er Jahren hergestellt und hielten sich bis 1991 im Programm von Piko. Legendär waren die Anfang der 60er Jahre
gemeinsam mit Gerhard Walter entwickelten Modelle der sächsischen Schmalspurbahn in der Nenngröße H0. Neben Modelleisenbahnen und Zubehör wurden auch
Zeichnungen für Eisenbahnmodelle angefertigt. Auch hier arbeitete Herr eng mit anderen Herstellern zusammen.
In Leipzig hatte Heinrich Rehse bereits 1912 ein Geschäft eröffnet, gehörte 1936 zu den Mitbegründern des “Vereins für Modelleisenbahn Leipzig”. Im gleichen Jahr
trat der Sohn Heinrich Wilhelm Rehse als gelernter Kaufmann und Mechaniker in das Geschäft, wurde ein Sortiment für den Selbstbau von Triebfahrzeugen sowie
Wagen angeboten. Nach dem Krieg wurde das Programm um Bausätze für Triebfahrzeuge (E 18, E 44, E 94, “Fliegender Hamburger”), aber auch von Personen-
sowie Güterwagen erweitert. Mitte der 60er Jahre hörte dann die Firma “Heinrich Rehse” auf zu existieren.
Das Modell
Zu den gesuchten Raritäten aus dieser Zeit gehören zweifelsohne die Bausätze sowie Fertigmodelle von Rehse. Waren die E-Loks auch zu DDR-Zeiten recht
bekannt, rückte das Modell des weniger bekannten 2-achsigen Triebwagens erst nach Ende der DDR, mit dem Erscheinen von Sammlerkatalogen (Mikado,
Battenberg) in den Blickpunkt von Sammlern. Die zuweilen erbaut angebotenen Modelle sind in ihrer Qualität entsprechend der Zeitumstände von zumeist
schlechter Ausführungsqualität, ungebaute Bausätze erreichen beim Verkauf/Auktionen Höchstpreise. Angeboten wurden die Bausätze unmotorisiert, Antriebsteile
für den Triebwagen wurden ergänzend angeboten.
Modell des Rehse-Triebwagen (ohne Antrieb)
Foto: Berberich
Anstelle eines Rehse-Modells konnte ein Bauplan eines 2-achsigen Triebwagens von L. Herr aus dem Jahre 1946 erworben werden. Nahezu mit dem Rehse-
Triebwagen identisch, unterscheidet sich nur bei den Zurüsteilen (Anbringung der Griffstangen, Form der Dachlüfter) sowie der Darstellung der Regenrinne beim
gegossenen Dachs. Verwunderlich ist diese Übereinstimmung angesichts der zuvor beschriebenen Umstände jedoch nicht. Erstaunlich bei den Rehse-Modellen,
ebenso den Bauzeichnungen von Herr war ihre Modelltreue. Während es andere Modellbahnhersteller mit den Größenverhältnissen beim “Spielzeug” Eisenbahn
noch nicht so genau nahmen, stimmten bei Rehse und Herr die Maßstäbe!
Aus heutiger Sicht ist es nur schwer nachvollziehbar, dass sich in einer Zeit, in der das tagtägliche Überleben noch im Mittelpunkt stand, sich dennoch mit dem
Hobby Modellbahn zu beschäftigen. Deshalb sollte dieses Modell auf dieser Homepage nicht fehlen, obwohl ansonsten nur Modellnachbildungen realer Vorbilder
hier ihren Platz finden.
Beim Nachbau sollte im wesentlichen der Baustil jener Zeit eingehalten werden, wurde auf eine Überarbeitung des Bauplanes, einer weiteren möglichen
Detailierung verzichtet. Das Fahrwerk ebenso wie das Gehäuse entstanden aus Messingblech, Zurüstteile (Puffer, Radsatzblenden) stammten teils von älteren
Pico-Modellen, wurden teils (Dachlüfter, Kupplung) selbst gefertigt. Auch auf eine nicht sichtbare Unterbringung des Antriebes wurde angesichts der zu diesen
Zeiten doch recht voluminösen Motore verzichtet, für den 1-Achsantrieb wurde auf Teile von Piko zurückgeriffen. Die Farbgebung erfolgte nach Angaben des
Bauplanes, auch wenn diese entsprechend den damaligen Möglichkeiten bei den wenigsten Modellen so umgesetzt wurde. Im Gegensatz zu den Farben waren
Angaben zur Beschriftung sind im Bauplan nicht vorhanden, bis auf das DR-Eigentumszeichen wurde deshalb auf diese verzichtet.
Obwohl nahezu baugleich mit dem Rehse-Triebwagen wirkt das nach dem Herr-Bauplan entstandene Modell auf Grund des flacher ausgeführten Daches optisch
wesentlich schlanker bzw. länger. Mehr zum Bau des Modells findet sich Forum Alte Modellbahnen, (Unterforum DDR Modellbahn).
2-achsiger Triebwagen (Eigenbau)
Zweiachsiger Dieseltriebwagen VT 135 536 (Epoche 3) - Das Vorbild?
Im Gegensatz zu den anderen Triebfahrzeugmodellen von Rehse sowie Herr (Zeichensätze), deren Vorbilder recht bekannt waren und als Modell die entsprechende
Bezeichnung erhielten, wurde dieses Fahrzeug lediglich als “2-achs. Triebwagen” bezeichnet. Abgesehen von den Verkürzungen der Fahrzeuglängen gaben die
Zeichnungen von Herr sowie Rehse konkrete Vorbilder wieder. Deutlich erkennbar als Triebwagen leichter Bauweise scheiden jedoch wegen der sich verjüngenden
Farzeugenden Triebwagen der Reichsbahnbauart aus.
1939 wurden für die Gardelegen-Neuhaldensleben-Werflinger Kleinbahn vier 2-achsige Dieseltriebwagen von der Waggonfabrik Dessau als Triebwagen 51- 53
sowie 61 erbaut. Diese gelangten dann als VT 135 536 - 539 zur DR. Während die einmotorigen Triebwagen VT 135 536 - 538 bis 1970 ausgemustert wurden,
erhielt der 2-motorige Triebwagen noch die Bezeichnung als 186 028 und war bis Mitte der 70er Jahre im Einsatz. Abbildungen dieser Fahrzeuge finden sich u.a. in
“Die “6000er” der Deutschen Reichsbahn” (EK-Verlag).
Technische Daten der Triebwagen
Betriebsnummerbei der GHW,
51 - 53, 61
bei der DR
135 536 - 539
Beschaffungsjahr
1939
Hersteller
Waggonfabrik Dessau AG
Gattungsbezeichnung
CivT
Achsanordnung
A1-dm
(61: B-dm)
LüP
(mm)
13 470
Modell 1)
137,0
(12 330)
Achsstand
(mm)
7 000
72,0
(6 480)
Sitzplätze, 3. Kl.
56
Antrieb
Dieselmotor 7,5 T
(61: 2 x OM 67/3)
Leistung (kW/PS)
78 / 110
(61: 2 x 73 / 105)
Getriebe
Mylius, mechanisch
Geschwindigkeit
(km/h)
65
(61: 73)
Dienstmasse, unbes. (t)
18
(61: 20)
1)
Nenngröße 00 (1:90), nicht heutigen Nenngröße
nach BRMSB (England) im M 1:76,2
Modell des Triebwagen nach Bauplan Rehse verkauft
Hinweis: Sammlungsbereinigung Triebwagen, Dampfloks, Wagen, Literatur, Zubehör, Liste unter Sammlungsbereinigung
laufende Überarbeitung