Vierachsiger dieselmechanischer Triebwagen VT 137 044 (Epoche 2)
Die Waggon- und Maschinenfabrik Görlitz - WUMAG
Der Begründer des Fahrzeugbaus in Görlitz Johann Christoph Lüders betrieb als erstes eine Sattlerwerkstatt. 1841 zog der Betrieb zum Rademarkt (Demianiplatz)
und baute dort Kutschwagen. Den ersten Auftrag für Eisenbahnwagen erhielt er 1849 vom Magistrat zum Bau von zwei Wagen für die Holzabfuhr. 1850 wird zum
Gründungsjahr der Wagenbauanstalt, im September 1850 folgte der ersten Großauftrag der Ostbahn für Bahnwagen. 1869 verkaufte Lüders die Fabrik aus
Altersgründ, es entstand die Aktiengesellschaft, 1919 änderte sich der Name in "Waggonfabrik Görlitz A.G.", zwei Jahre später in "Waggon-und Maschinenbau AG
Görlitz” (WUMAG). Vorrangig wurden Güter- und Personenwagen in der Fabrik gefertigt. 1924
schrieb die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft einen Wettbewerb für neue Drehgestelle aus. Nur die
WUMAG lieferte eine komplette Neuentwicklung. Es entstand das Drehgestell Typ "Görlitz", dieses
machte die Stadt international bekannt, viele europäische Waggonbaufirmen erworben die Lizenz für
den Bau.
Bereits 1910 stieg das Werk in den Triebwagenbau ein, es wurden Akkutriebwagen für die KPEV
gefertigt. Der relativ schwache Verkehr auf Neben- und Privatbahnen führte zur Ablösung
lokbespannter Züge und Entwicklung von Leichttriebwagen, bei deren Entwicklung und Bau die
WUMAG wiederum federführend war. Es entstand eine Reihe von Triebwagen unterschiedlicher
Größe und Motorleistung. Als krönender Höhepunkt im Triebwagenbau entstand der SVT 877 a/b,
bekannt als "fliegender Hamburger", mit dem am 15.05.1933 der planmäßige Schnellverkehr
zwischen Berlin und Hamburg aufgenommen wurde. Die guten Ergebnisse veranlassten die DRG
weitere 13 Einheiten in Auftrag zu geben und diese ab 1935 auf den Relationen Berlin-Hamburg,
Berlin-Köln, Berlin-Frankfurt, Berlin-Stuttgart und Köln-Hamburg einzusetzen.
Neben der Triebwagenentwicklung gab es in dieser Zeit Überlegungen, für lokbespannte Züge in
Ballungszentren das Platzangebot zu vergrößern. Die Görlitzer nahmen den Gedanken der zwei-
geschossigen Fahrzeuge wieder auf und entwickelten Doppelstockwagen. 1936 bestellte die Lübeck-
Büchner Eisenbahn (LBE) vier doppelstöckige Fahrzeugeinheiten. Passend zur stromlinienverkleideten Lok wurden auch die Wagen windschnittig und an
Wagenende mit einem Steuerstand ür den Wendezugbetrieb ausgestattet. Der zweite Weltkrieg unterbrach den Bau und Entwicklung hochwertiger Reisezug-,
Speise- und Doppelzugwagen. Erst ab 1950 fertigte der nun als VEB LOWA (Lokomotiv-und Waggonbau) firmierende Betrieb wieder hochwertige D-Zug-, Schlaf-
und Speisewagen. Für den Berufsverkehr rollten ab 1952 wieder die ersten Einheiten von Doppelstockwagen aus dem Werk. Ab den 90iger Jahren und mit dem
Zusammenschluss der DR und der DB zur DB AG modernisierte die Waggonfabrik den Doppelstockwagenbestand der Deutschen Bahn.
Das Vorbild
Die dieselmechanischen Wismar-Triebwagen mit dem 110 kW/150 PS-Maybachmotor hatten sich im Betrieb gut bewährt, wegen ihrer geringen spezifischen
Leistung und einer Höchstgeschwindigkeit von nur 60 km/h war ein Übergang auf Hauptbahnen jedoch nur eingeschränkt möglich. So erfolgte mit der Weiter-
entwicklung des Motors der Bauart G 4b eine Leistungssteigerung auf 129 kW/175 PS. Eine weitere Verbesserung der Fahrleistung war jedoch nur bei einer
wesentlichen Senkung der Fahrzeugmasse zu erwarten.
So erhielt die Wumag den Auftrag, einen für den Hauptbahneinsatz geeigneten Triebwagen bei Beibehaltung des Maybach-Antriebskonzeptes unter Ausschöpfung
aller Möglichkeiten der Leichtbauweise zu entwickeln. Drei Triebwagen der Vorserie wurden von Wumag noch als 862 - 864, zwei Triebwagen von der Waggonfabrik
Wismar als 875 und 876 geliefert, durch die 25% geringere Eigenmasse betrug die Höchstgeschwindigkeit nunmehr 80 statt wie zuvor 60km/h. Die von Wumag
(Görlitz) sowie Linke-Hofmann Werke (Breslau) 1932 /33 gelieferten Dieseltriebwagen VT 137 005 - 024 entsprachen dann den Triebwagen der Vorserie, diese
wurden später als VT 137 000 - 004 bezeichnet. In den Jahren 1934/35 wurden nochmals 34 Triebwagen gebaut und unter der Bezeichnung VT 137 036 - 054 und
121 - 135 eingereiht, ausgerüstet wurden diese mit dem leistungsstärkeren Maybach-Motor GO 5h mit 155 kW/210 PS Leistung.
Zur Gewichtsreduzierung wurde das Untergestell aus Walzprofilen sowie leichten Mannstaedt-Profilen (Spezialprofil) gefertigt, die höherbelasteten Träger für Dreh-
zapfen und Bremszylinder als Kastenprofil ausgebildet. Die Fahrgestellenden erhielten Leichtbau-Korbpuffer und leichte Schraubkupplungen. Die 1,5 bzw. 2 mm
starke Stahlblechverkleidung des Wagenkastens war tragend ausgebildet. Das Dach war doppelschalig aus Sperrholz mit einer Doppeldrellbespannung ausgebildet.
Das Laufdrehgestell entsprach der Görlitzer Bauart III mit Radsätzen von 950 mm Durchmesser, das Maschinendrehgestell mit einem 800 mm längeren
Radsatzstand verfügte über Treibradsätze mit 1000 mm Durchmesser.
Die Aufteilung der Räumlichkeiten im Wagenkasten entsprach im wesentlichen den schweren Wismarer Dieseltriebwagen VT 853 - 861, 866 - 871, zusätzlich war
bei den WUMAG-Leichttriebwagen über dem Laufdrehgestell ein weiteres Abteil der 2. Klasse angeordnet.
Die Anordnung der Antriebskomponenten entsprach den Wismarer Triebwagen, die bei diesen in den oberlichtähnlichen Aufbauten untergebrachte Kühlanlage war
bei den Leichttriebwagen hingegen unterflur angebracht.
Die ersten fünf Triebwagen 862 - 864, 875 und 876 wurden in den Rbd Essen und Wuppertal in Dienst genommen und waren ab Mitte der 30er Jahre in Seddin
beheimatet. VT 137 005 - 024 wurden in neun verschiedenen Rbd in Dienst gestellt, die Fahrzeuge der zweiten Lieferserie wurden in den Rbd Köln, Stuttgart, Trier
und Stettin.
Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden die dieselmechanischen Triebwagen zuerst abgestellt, später durch die Wehrmacht, vorzugsweise in Eisenbahn-
Batterien eingesetzt. Zahlreiche der Triebwagen wurden bei diesen Einsätzen zerstört, 11 weitere Triebwagen verblieben nach Kriegsende bei der SNCF, NSB sowie
JZ.
VT 137 008, 021 sowie 127 gelangten nach dem 2. WK zur DB, wurden dort 1947 in VT 65 917, 916 sowie 62 902 umbezeichnet. Nach Umrüstung auf GO 5h-
Motore (210 PS) wurden VT 65 916 und 917 in VT 62 905 und 906 umbezeichnet. Ausgemustert wurden diese Fahrzeuge in den Jahren 1957/58.
Zur DR gelangten zehn Fahrzeuge. Von diesen schied VT 137 133 bereits 1946, 012 vor 1950, 002 nach Brand 1950 aus. VT 137 013 folgte ca. 1955, VT 137 005
und 007 im Jahr 1961. Mehr zum Vorbild auch auf der Startseite dieser Homepage im Beitrag “Vom vierachsigen mechanischen Dieseltriebwagen der
Firmenbauart EVA - Maybach zum WUMAG-Leichttriebwagen”.
Das Modell
Entstanden ist das Modell des Triebwagens aus einem ab 1998 von Westmodel vertriebenen Bausatz. Die Anzahl der Teile hält sich in Grenzen, ebenso der
Aufwand auf Grund des mit einem Faulhabermotor angetriebene vormontierten Maschinendrehgestell. Die runde Kopfform der Gehäuseseitenteile ist durch den
Hersteller bereits vorgebogen, die Passgenauigkeit der Ätzteile hingegen nicht optimal, die Folgen halten sich auf Grund des einfachen Aufbaus bei diesem Modells
jedoch in Grenzen. Leider war bei dem aus 2ter Hand erworbenem BS eine der Gehäuseseitenteile durch eine Flex-Scheibe erheblich beschädigt und erforderte
einen Mehraufwand. Dem Bausatz lagen Schiebebildsätze für Epoche 2 (DRG) sowie Epoche 3 (DB) bei, ein Beschriftungssatz für die DR (Epoche 3) ist bei
Gaßner erhältlich. Eine Inneneinrichtung sowie Beleuchtung ist nicht Bestandteil des Bausatzes. Die Verpackung für den Bausatz, ein Karton mit
Schaumstoffeinlage dient zugleich als Verpackung für das fertige Modell. Für Modelle mit höheren Bauaufwand, wie Dampf- oder E-Loks sollten jedoch ausreichend
Erfahrungen vorhanden sein, mehr zu diesen Modellen auf der Homepage RBD Breslau.
VT 137 044 (Westmodel)
Technische Daten der Triebwagen
Betriebsnummer bei der DRG
VT 137 000 - 024,
036 - 054 und 121 - 135
Beschaffungsjahr
1932 - 35
Gattungsbezeichnung
BC4vT-31/32/33/34
Achsanordnung
B´2´
LüP
(mm)
20 590
Lieferfirma
Wagenteil
WUMAG/Wismar/LHW 1)
Dessau
Motor
Maybach
Getriebe
Maybach
Sitzplätze 2./3. Kl
8 / 55, ab 036: 16 / 45
Dienstmasse, unbes. (t)
28,4 - 31,1
Antrieb
Dieselmotor GO 5h
Dauerleistung
(kW/PS)
129/175,
ab 036: 155/210
Steuerung
Seilzug
Leistungsübertragung
mechanisch
Getriebebauart
T2, ab 036: T2a
Geschwindigkeit (km/h)
80
Modell Hersteller
Westmodel / Brawa
Bestellnr.
11068 / 44358
1)
LHW
Linke-Hofmann-Werke AG, Breslau
Nach dem Modell des Maybach-Triebwagens schwerer Bauart von Liliput wurde von Brawa zur Spielwarenmesse 2013 den WUMAG-Leichtriebwagen sowie der
zugehörige Beiwagen angekündigt. Ausgeliefert wurden Mitte 2015 die Modelle in der Ausführung der DRG, DB und DR. Darüber hinaus der Triebwagen in Aus-
führung der SNCF und JZ sowie der Beiwagen in Ausführung der ÖBB.
VT 137 044 der DRG (Westmodel), VT 137 122 der DR (Brawa)
Geliefert wird das Modell des Trieb- sowie Beiwagens in einer wenig stabilen Kartonumverpackung mit einer innenliegenden zweiteiligen Kunststoffverpackung.
Unter der Kunststoffverpackung befindet sich eine sehr ausführliche Betriebs-/Wartungsanleitung mit Ersatzteilliste, Angaben zu den Vorbildern finden sich dort
jedoch leider nicht.
Die Zurüsteile sind weitgehend vom Hersteller angebracht. Bei einem Einsatz mit nur einer Kuppelstelle zwischen VT und VB können die nicht benötigten KKK
entfernt und dafür weitere Zurüstteile (Sandkästen, Auspufftopf am Maschinendrehgestell, Druckluftschläuche, Kupplungsnachbildung) angebracht werden. Zu
beachten ist jedoch, dass beim Betrieb mit dem Beiwagen (kein Steuerwagen!) das Umfahren an Endbahnhöfen erforderlich ist. Bei digitaler Ausführung kann der
Lichtwechsel über den Decoder je nach Solobetrieb des Triebwagens sowie Beiwagenbetrieb eingestellt werden. In der analogen Ausführung muss der Lichtwechsel
je nach Solo- oder Beiwagenbetrieb hingegen über Blindschalter, zugänglich über das Decoderfach am Triebwagenboden eingestellt werden. Neben der Signal-
beleuchtung verfügen die Modelle über eine Innenbeleuchtung sowie einer Inneneinrichtung. Die Durchsicht beim Triebwagen ist im Breich des Antriebes weit-
gehend gegeben.
Der Antrieb erfolgt von dem im Triebdrehgestell untergebrachten Motor mit Schwungmasse über Schnecke und Zahnrädern auf den innen liegenden, mit Haftreifen
bestückten Radsatz des Triebdrehgestelles, über aus Metall gefertigte Stangen den anderen Radsatz sowie die Blindwelle. Beim Modell des VT 137 122 von Brawa
wurden die Trittstufen vorbildgerecht nachgebildet, im Interesse der Kurvenläufigkeit jedoch an den Drehgestellen angebracht. Darüber hinaus erfolgt die Lagerung
des Laufdrehgestelles über einen nach außen verlegten Drehpunkt (ebenso beim Beiwagen). Beim im Bereich der Einstiege breiteren Beiwagen sind die Trittstufen
am Gehäuse angebracht, dies könnte bei engen Kurvenradien jedoch zu Problemen führen. Beim Kleinserienmodell des VT 137 044 wurden die Trittstufen
hingegen an den Einstiegen im Bereich des Triebdrehgestelles am Gehäuse, jedoch in verkürzter Ausführung angebracht.
VT 137 122 der DR (Brawa)
Modell des VT 137 044 verkauft
Hinweis: Sammlungsbereinigung Triebwagen, Dampfloks, Wagen, Literatur, Zubehör, Liste unter Sammlungsbereinigung
laufende Überarbeitung
DRG ab 1932