Vierachsiger benzolmechanischer Triebwagen VT 754 Stettin (Epoche 2)
Das Vorbild
Der ab 1925 von den Deutsche Werke AG, Werft Kiel (DWK) gefertigte Typ V stellte eine Weiterentwicklung der ab 1921 in 4 Typreihen hergestellten Triebwagen
dar (mehr unter Triebwagen der “Länderbahn”, T2 der MFWE). Hauptabnehmer dieser zuvor in 4 Typen gefertigten Triebwagen waren Privatbahnen. 1925 auf der
Deutschen Verkaufsausstellung in München vorgestellt, war die DRG mit vier Triebwagen vom Typ V Hauptbestellerin. Trotz aller Anstrengungen durch die DWK
nahm die Reichsbahn diese jedoch nicht in den Kreis ihrer Stammlieferanten auf, bleiben diese Triebwagen die einzigen Lieferungen für die DRG.
Ein genietetes stählernes Untergestell trägt ein ebenfalls vernietetes Kastengerippe mit einer 2 mm starken Stahlblechverkleidung. Das Doppeldach wurde aus
Stahlblech und Sperrholz gefertigt. Der Zugang zum Wagenkasten erfolgte über die Wagenenden in einen Fahrgastgroßraum der 3. Klasse. Kurz nach Inbe-
triebnahme erfolgte der Einbau einer Trennwand in den Großraum und eine Unterteilung in 3. und 4. Klasse, die mit Wegfall der 4. Klasse 1928 wieder entfiel. In
den nachfolgenden Jahren erfolgte ein weiterer Umbau in einen BC4vT. Im weiteren verfügten die Triebwagen über einen einen Abort sowie ein Postabteil.
Die Maschinenanlage war bei diesen Fahrzeugen in einem an den Drehzapfen befestigten Tragrahmen untergebracht, damit sollte nach Anheben des Wagen-
kastens ein Tausch des Tragrahmens mit der vollständigen Maschinenanlage ermöglicht werden. Dieses Tauschverfahren wurde jedoch nur bis etwa 1930
angewendet. Wie bei zahlreichen Fahrzeugen der Anfangszeit befriedigte die Maschinenanlage nicht und wurde später umgebaut. Bis zum Ersatz der T VI-Motore
(?) durch den T VI b-Motor musste allein beim VT 752 der Motor zwölfmal getauscht werden. Ebenso wurden die Getriebe der Bauart TAG von DWK gegen solche
von TAG Berlin getauscht. Die Kühlung erfolgte durch drei auf dem Dach angeordnete Kühlerblöcke.
Mit Auslieferung erhielten die Fahrzeuge die Bezeichnung 101-102 Altona bzw. Stettin, später die Bezeichnung 751-754 Stettin.
Nach dem 2. Weltkrieg gelangten die Fahrzeuge zur DB und wurden dort als VT 85 901 bis 904 bezeichnet. Ab 1952 gelangten 3 Fahrzeuge zum Nieder-
sächsischen Landeseisenbahnamt und wurden nach Umbauten auf den von ihr verwalteten Privatbahnen eingesetzt. Mit Übernahme der MFWE in die Verfügungs-
gewalt des Reiches gelangte 1941 jedoch mit dem T1 nochmals ein weiterer Triebwagen dieser Bauart als VT 750 zur DRG.
Das Modell
Ein BS des Benzoltriebwagens, zeitweise als Auslaufmodell gekennzeichnet, ist bei Panier erhältlich. Eine Kontrolle der Bausatzteile auf Vollständigkeit nach Erhalt
ergab ein fehlendes Teil, welches jedoch nach Reklamation am Folgetag per Post eintraf. Vor dem geplanten Baubeginn zeigte sich bei genauerer Kontrolle an den
Gehäuseseitenteilen, offensichtlich durch Beschädigung der Form an der gleichen Stelle fehlerhafte Stellen. Damit nicht verwendbar, brachte eine nochmalige
Reklamation zwar die Bereitschaft zum Austausch der fehlerhaften Teile, könnten jedoch wegen Zulieferung dieser Teile erst in einem halben Jahr geliefert werden.
Leider auch diese Teile von nicht überzeugenden Qualität, die Details z.T. unsauber wiedergegeben, im Bereich der Frontkanten beim Versäubern durch den
Hersteller weggeschliffen, die Oberflächen mit zahlreichen Poren und uneben (Buckel). Lassen sich die Poren verfüllen, ist das Wegschleifen der Buckel wegen der
Nietreihen nicht möglich (erkennbar im Lichteinfall am grundierten Gehäuse). Zwar verweist Panier in der Beschreibung, dass infolge der Herstellungsweise
Maßabweichungen der Teile charakteristisch sind, jedoch sind bei anderen Herstellern bessere Qualitäten die Regel. Auch die Messingzurüstteile sind teils in
mangelhafter Ausführung, ein Austausch dieser Teile erspart viel Nacharbeit.
Gehäuseseitenteil VT 754, fehlerhaft (Panier)
probegrundierter Triebwagenkasten VT 754
Beim Bau stellte sich schließlich das Fehlen der Träger für die Antriebsanlage heraus. Warum dies zuvor nicht auffiel? Die sehr umfangreiche Bauanleitung enthält
zahlreiche allgemeine Hinweise, jedoch kaum Informationen zum Bau des Modells. In den Übersichtzeichnungen sind Teile je nach Ausführung optional (als solche
aber nicht gekennzeichnet), in den Explosivzeichnungen werden teils Teilenummern, aber auch Bestellnummern verwendet. So erschließt sich manch Aussage der
Bauanleitung erst beim Bau im ständigen Vergleich von Text, Abbildungen sowie Bauteilen. Um eine nochmalige Reklamation zu vermeiden, wurden die fehlenden
Teile selber angefertigt.
Das Fahrwerk mit Faulhaberantrieb wird vormontiert geliefert. Die Weißmetallteile sind weicher als anderer Hersteller, da dies Auswirkungen auf die
Fahreigenschaften haben kann, gibt es hierzu auch Hinweise in der Bauanleitung. Darüber hinaus auch Erfahrungen wie in einem Beitrag im Schmalspur-Modell-
Forum, die bis zum Neubau des Fahrwerkes reichen. Nach der Montage der Drehgestellverkleidung sollen diese wegen Befestigungszapfen am vorderen Dreh-
gestellquerträger von vorn über den Kunststoffgrundkörper des Drehgestells gestülpt werden. Dazu ist aus Platzgründen der nach innen weisende Radsatz aus dem
Drehgestell zu entnehmen. Einfacher jedoch, beide Drehgestellseitenteile an der Unterkante mit einem Messingstreifen verlöten und von unten an die Drehgestelle
schrauben. Damit kann die Verbindung zwischen Seitenteilen sowie Drehgestellquerträger entfallen und ermöglicht weiterhin das ungehinderte Ausschwenken der
Drehgestelle im Anlageneinsatz. Wenn sich darüber hinaus beim vormontierten Fahrwerk Drehgestelle sowie Motor nicht demontieren lassen, dann bitte wie bei
anderen Herstellern mit Lackierung.
Größere Gehäuseteile wie die Seitenteile sind teilweise erheblich verzogen und wellig. Nach dem Richten besteht im Anlagenbetrieb später immer noch die Gefahr
einer erneuten Verformung (ein diesbezügliches Bild unter http://www.mijnalbum.nl/GroteFoto-3VCVRH7P.jpg, Anm.: Adresse in den Browser kopieren). Ursächlich
dafür die drei mittleren Zwischenwände, die zugleich als Halter der Fensterverglasung dienen und deren verbleibende Klebeflächen keine ausreichende Versteifung
des Gehäuses gewährleisten. Auch zur Erleichterung der Montage bietet sich eine Neuanfertigung breiterer Zwischenwände an, die Fensterverglasung wird dann in
kürzeren Streifen angebracht.
Charakteristisch für einige Panier-Modelle, die Dächer stehen über die Gehäuse hinaus, die Dachform beim Übergang zum Wagenkasten entspricht nicht dem
Vorbild. Dient dieser "Dachüberstand" dem Ausgleich von Längendifferenzen des Gehäuses und soll das Dach nachgearbeitet werden? Dann wäre ein ent-
sprechender Hinweis in der Bauanleitung hilfreich, jedoch weisen auch Fertigmodelle oft eine falsche Dachform auf (Homepage von Panier), die das Erscheinungs-
bild gegenüber dem Vorbild erheblich verändern.
Mit einigen Nacharbeiten sowie Änderungen entstand letztlich ein ansprechendes Modell des Benzoltriebwagens. Jedoch haben sich beim Bau die Vorbehalte
zahlreicher Modellbauer gegenüber den Bausätzen bzw. Modellen von Panier bestätigt. Angeboten werden von diesem Kleinserienhersteller interessante
Fahrzeuge, vor allem Triebwagen, die bei keinem anderen Hersteller zu finden sind. Wer die erforderlichen Nacharbeiten in Kauf nimmt, wird mit sonst nicht
erhältlichen Modellen belohnt. Wer dazu nicht bereit oder in der Lage ist, sollte von den Panier-Bausätzen jedoch lieber die Finger lassen.
VT 754 (Panier)
Technische Daten der Triebwagen
Betriebsnummer bei der DRG
VT 751 - 754
Beschaffungsjahr
1925
Gattungsbezeichnung
C4vT
Achsanordnung
(1A)(A1)
LüP
(mm)
18 400
Lieferfirma Wagenteil
DWK 1)
Motor
DWK
Getriebe
DWK (TAG)
Sitzplätze 2./3./4. Kl
- / 78 / -
Dienstmasse, unbes. (t)
32,5
Antrieb Bauart
Benzolmotor T VI
Dauerleistung
(kW/PS)
110 / 150
Steuerung
Gestänge
Leistungsübertragung
mechanisch
Getriebebauart
TAG
Geschwindigkeit (km/h)
60
Modell Hersteller
Panier
Bestellnr.
1330/16 (BS)
1)
DWK
Deutsche Werke AG, Werft Kiel
Modell des VT 754 verkauft
Hinweis: Sammlungsbereinigung Triebwagen, Dampfloks, Wagen, Literatur, Zubehör, Liste unter Sammlungsbereinigung
laufende Überarbeitung
DRG bis 1930