Vierachsiger Steuerwagen VS 145 502, ex. C 311 der NhE
Mit dem bei der NhE 1932 entstandenen Schlepptriebwagen T 03 erfolgte bei der NhE eine Trennung des Reise- und Güterverkehrs. Zur weiteren Beschleunigung
des Reiseverkehrs wurden im gleichem Jahr für den Triebwagen zwei 2-achsige Reisezugwagen als Steuerwagen (C 309 und 310) umgebaut. 1937 entstand
ebenfalls in der örtlichen Werkstatt in Eigenbau ein 4-achsiger Steuerwagen C 311, mit dem der T 03 dann hauptsächlich eingesetzt wurde.
Mit der Übernahme der NhE durch die DR im Jahr 1949 erhielt der Steuerwagen die Bezeichnung VS 145 502 und war bis 1956 dem Bw Haldensleben zugeordnet.
1956 erhielt das Fahrzeug die erste Erneuerung des Anstriches und war in der Folgezeit in den Bw Aschersleben, Brandenburg-Altstadt und Jerichow stationiert.
Nach der Ausmusterung des Schlepptriebwagens erfolgte 1962 im RAW Dessau der Umbau des Steuerwagens in einen Beiwagen und erhielt nunmehr die
Bezeichnung VB 147 512. Im Jahr 1970 erhielt der Beiwagen die EDV-Nummer 197 833-7, im gleichem Jahr im Raw Schöneweide eine Neulackierung. 1974 erhielt
das Fahrzeug im Raw Schöneweide eine weitere Neulackierung, nunmehr nach dem neuen Farbschema in Rot mit weißen Mittelstreifen. Zudem anstelle der
bisherigen Drehgestelle preußischer Bauart S-Bahn-Drehgestelle. Ende der 70er Jahre wurde der Beiwagen abgestellt und ging 1982 in den Besitz der damaligen
DMV-Arbeitsgemeinschaft Salzwedel über. 2012 übernahmen die Dampflokfreunde Salzwedel das Fahrzeug, wurde von diesen aufgearbeitet und zeigt sich heute
im Zustand der Jahre 1972 bis 1974.
aktueller Zustand des Fahrzeuges als 197 833-7
Foto: Brade
Aufgebaut wurde das Fahrzeug auf einem 1936 von der WUMAG erworbenen Wagenrahmen, aus Profileisen und Knotenblechen bestehend zu einem stabilen
Tragrahmen verbunden. Untergestell und Kastengerippe des Wagenkastens wurden durch Nietung verbunden. Der Wagenkasten entstand aus genieteten
Winkelprofilen, die vernieteten Seitenwände mit einer Stärke von 2,0 unterhalb der Fensterbrüstung bzw. 1,5 mm sind in der Tragkonstruktion einbezogen. Die
Stirnwandbleche sind in einer Stärke von 1,5 mm ausgeführt, die Einstiegsräume eingezogen. Das Dachgerippe wurde ebenfalls aus Winkelprofilen gefertigt, mit
dem Obergurt der Wände vernietet und mit Holz beplankt.
Der Fußboden entstand aus 2,5 cm starken, durch Nut und Feder zusammengefügte Kieferholzbretter, belegt mit 3 mm starken Linoleum. Die Einstiegtritte sind mit
geriffelten Gummi belegt und Sicherheitsleisten versehen. Die Seitenwände und Dach sind von innen mit Sperrholz verkleidet, die Wände oberhalb der
Fensterbrüstung farblos, das Dach weiss lackiert. Unterhalb der Fenster sind die Wände mit Jaspe belegt. Der Wagenkasten wurde in 2 Abteile sowie 2 Vorräume
unterteilt. Die Zahl der Sitzplätze beträgt 102, auf Eschenholzbänken mit einer Sitzeinteilung von 3 sowie 2 Plätzen. Die zwischen Raucher- und Nichtraucher-Abteil
mittig angeordnete Trennwand ist oberhalb der Sitzbänke verglast. Die Türen zu den Vorräumen sind als Schiebtüren ausgebildet, die Einstiegstüren als einflüglige
Drehtüren. In einem der Vorräume ist ein Trocken-Abort untergebracht, die Entlüftung erfolgt durch ein Klappfenster. Die Fenster in den Abteilen sind abwechselnd
fest bzw. durch Kurbelantrieb herablassbar. An den Seitenwänden oberhalb der Fenster sind Gepäcknetzhalter aus Leichtmetall angebracht, diese dienen zugleich
als Halterung für die Fenstervorhänge.
Die Beheizung der Abteile und des Führerstandes wurde als Warmwasser-Umlaufheizung mit einem WUMAG-Unterflurofen ausgeführt, das Abzugsrohr wurde durch
die mittig angeordnete Trennwand der Abteile geführt. Als Heizkörper wurden Westinghouse-Rippenheizkörper unterhalb der Fenster liegend verbaut. Die Belüftung
erfolgt über Luftsauger (Torpedolüfter) und über die herablassbaren Fenster. Die elektrische Beleuchtung mit 13 Leuchten wird durch die Lichtmaschine des Trieb-
wagens über die Kupplungsdose gespeist.
Die Zug- und Stoßvorrichtung sind normal ausgeführt. Die Drehgestelle preußischer Regelbauart wurden gebraucht von der DRG erworben, das Drehgestell
unterhalb des Führerstandes wurde mit Bahnräumern ausgestattet. Die Radsätze haben einen Durchmesser von 1000 mm und wurden in Gleitlagern geführt. Die
Abfederung erfolgte jeweils über 4 eliptische Wiegenfedern sowie Ringfedern an den Achslagern. Jedes Drehgestell verfügt über 8 Bremsklötzer, die Bremszylinder
der Bauart Knorr wirken auf beide Drehgestelle. Beide Drehgestelle verfügen über eine Handbremse.
Ein Einstiegsraum des Fahrzeuges ist für die Verwendung als Steuerwagen mit einem Führerstand ausgerüstet. Das Führerbremsventil der Bauart Knorr St 31a ist
mit einem Schnelldruckregler ausgestattet, der unterhalb des Fahrwerkes aufgehängte Hauptluftbehälter wird vom Triebwagen gespeist. Bei der Fahrt vom Steuer-
wagen aus wird die Sicherheitsfahrschaltung des Triebwagens über die BBC-Steuerkupplungsdose angesteuert. Die Stirnseite mit dem Führerstand besitzt 2
Signalleuchten, beide Stirnseiten Signalstützen zur Aufnahme des Schlußsignales.
Die Fahrtrichtungsanzeigen sowie Beschriftungen waren nach den Richtlinien der DRG ausgeführt, die rot/elfenbeine Farbgebung ohne rotes Absetzband oberhalb
der Fenster an das Farbschema der DRG angelehnt.
Zeichnung C 311 der NhE, VS 145 502