Dreiachsiger dieselelektrischer Schlepptriebwagen VT 135 552, ex T 03 der NhE
Der T 03 der NhE entstand 1932 unter Verwendung eines vorhandenen Packwagens. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf etwa 60.000 RM. Im Mai 1932
durch die Privatbahnaufsicht in Hannover abgenommen, hatte der Triebwagen eine tägliche Laufleistung von ca. 250 km. Und legte bis Ende 1933 eine Strecke von
128.921 km zurück. Die Betriebskosten (des Gesamtzuges) beliefen sich auf 0,40 RM/km, davon 0,09 RM für das “Gasöl”. Innerhalb weniger Jahre rechneten sich
die Investitionen. Mit Einsatz des Triebwagens erfolgte bei der NhE eine Trennung des Reise- und Güterverkehrs. Der jedoch auf Grund der hohen Motorisierung
neben den Beiwagen auch der Beförderung von Stückgut- sowie Eilgutwagen diente.
1949 wurde die NhE von der DR übernommen, der Triebwagen als VT 135 552 bezeichnet. Bei der Ausmusterung 1956 noch den Zusatz “USSR-Zone” tragend,
deutet auf einen nur noch begrenzten Einsatz dieses Fahrzeug bei der DR. Wegen Verschleißes des Dieselmotors und fehlender Ersatzteile war der Triebwagen ab
11.1951 (bis auf 35 Betriebstage 04./05.1952) bis 05.1954 im RAW abgestellt. In diesem Zeitraum erhielt der Triebwagen neben einer Generalreparatur hinaus
Umbauten (abnehmberes Dach über dem Motor), ein vorgeseher Austausch des Motors gegen einen Dieselmotor aus DDR-Produktion wie bei anderen Fahrzeugen
realisiert unterblieb jedoch bei diesem Einzelgänger. Zurückgekehrt in das Bw Haldensleben wurden der Rbd Magdeburg 05.1954 zahlreiche Beanstandungen
gemeldet, lt. Betriebsbuch ist es infolgedessen zu keinen Einsatz des Fahrzeuges mehr gekommen. 1956 wurde der Triebwagen z-gestellt und schließlich 1965
ausgemustert und verschrottet.
Abbildung des T 03 in einem Prospekt der Motore-Werke Mannheim AG, Sammlung: reichsbahntriebwagen
Beschreibung des dieselelektrischen Triebwagens
Rahmen / Wagenkasten
Eigenbau in der Betriebswerkstatt der Neuhaldenslebener Eisenbahn unter Verwendung eines vorhandenen 2-achsigen Gepäckwagens. Dabei wurde der Rahmen
und Wagenkasten gemäß den Erforderungen umgebaut. Der Triebwagen verfügte an beiden Enden über durch Zwischenwände abgetrennte Führerstände. Neben
dem Maschinenraum über dem Drehgestell verfügte er in der anderen Fahrzeughälfte über einen Packraum mit einer Fläche von 9,5 qm und ist deshalb als
Gepäck- bzw. Schlepptriebwagen einzuordnen.
Antriebs- / Laufdrehgestelle
Mit dem Einbau des Antriebes musste aus Massegründen für das Fahrzeug eine 3-achsige Ausführung gewählt werden. Unter Verzicht einer zusätzlichen Mittel-
achse wurde unter dem Wagenteil mit dem Dieselmotor die Einzelachse entfernt und durch ein Drehgestell ersetzt. Dieses entsprach dem preußischen Regeldreh-
gestell für Reisezugwagen und nahm beide Fahrmotore auf.
Die in Rollenlager geführten Treibradsätze, der in Gleitlager geführter Laufradsatz besaßen einen Durchmesser von 1.000 mm, eingebaut war eine auf alle Rad-
sätze wirkende Knorr-Einkammer-Druckluftbremse sowie eine Handbremse.
Maschinenanlage / Leistungsübertragung
Als Motor wurde ein bei 1100 U/min 300 PS/221 kW leistender Dieselmotor RS 25 S von Motoren-Werke Mannheim AG verwendet, einem kompressorlosen
sechszylindrischen Fahrzeugdieselmotor (Bohrung 200 mm, Hub 250 mm). Die Abgase wurden über einen großen, auf dem Dach liegenden Auspuff mit
Schalldämpfer abgeleitet. Der Dieselmotor war starr mit einem SSW-Gleichstromgenerator vom Typ PMGV 300/2 mit 210 kW/400 A bei 525 V gekoppelt. Die
elektrische Steuerung stammte wie bei den anderen beiden Triebwagen der Secundärbahnen Bachmann von der Firma Gebus (Österreich). In dem Drehgestell
waren zwei SSW-Tatzlagermotore D 612e mit einer Leistung von 95 kW untergebracht. Die Kraftübertragung auf beide Treibachsen erfolgte über Zahnräder mit
einer Übersetzung 13:79.
MWM-Motor RS 25 S (300 PS) mit SSW-Gleichstromgenerator PMGV 300/2 (221 kW),
Sammlung: reichsbahntriebwagen
Hilfsbetriebe - Druckluftanlage
Die Druckluft wurde durch einen elektrisch angetriebenen Kompressor der Bauart Knorr VV 48/75 G geliefert. Der zweistufige Verdichter mit zwei Nieder- und einem
Hochdruckzylinder hatte eine Leistung von 480 l/min, gespeichert wurde die Druckluft in einem Luftbehälter.
Versorgt wurden:
- Druckluftbremse
- 1 Sandstreueinrichtung
- 2 Krupp-Thyphone T 75
- 1 Knorr-Läutewerke
Kühlung / Heizung
In einer der Seitenwände war die großflächige Kühlerfläche angeordnet. Die Windhoff-Lamellenkühler der Bauart HW 755 hatten einen Inhalt von 73 l und wurden
durch einen elektrisch angetriebenen Ventilaltor mit gekühlt, der Elektromotor G 502 hatte eine Leistung von 7 kW bei 850 U/min. Die Temperatur des Kühlwassers
wurde über 4 Temperaturmesser erfasst.
Die Heizung des Schlepptriebwagens erfolgte über eine Warmwasserheizung.
Elektrische Ausrüstung
Das 24 Volt-Gleichspannungsnetz des Schlepptriebwagens wurde von einer Querfeldmaschine BEG 55 von GEZm Berlin mit einer Leistung von 960 W versorgt. Bei
Motorstillstand erfolgte die Energieversorgung über eine Batterie von GEZ Berlin vom Typ IV G 050 mit einer Leistung von 148 Ah.
Der Beleuchtung im Triebwagen dienten 5 Leuchten und die 4 Signalleuchten.
Vorhanden sind einige Auszüge aus der Dokumentation des Schlepptriebwagens aus Zeiten der DR. Das Betriebsbuch wurde neu angelegt, jedoch nicht vollständig
ausgefüllt und über die Betriebszeit bei der DR nicht durchgehend geführt.
Betriebsbuch für den Triebwagen mit Verbrennungsmotor und elektrischer Kraftübertragung
Betriebsnummer
135 552
Gattung
VT
Achsfolge
2 Treibachsen, 1 Laufachse
Fabriknummer
1
Lieferer des Triebwagens
Bahntriebswerk Haldensleben
Geliefert auf Vertrag
abgenommen im RAW
RMA Magdeburg
am
26.5.1932
Gewährleistungspflicht bis
Beschaffungspreis
Erbauer des Wagenteils
Bahntriebswerk Haldensleben
Erbauer des Motors
Motorenwerke Mannheim
Erbauer des Getriebes
Erbauer der elektrischen Ausrüstung
Siemens
(für Kraftübertragung)
Gebus
Bescheinigung über die Abnahmeprüfung des Triebwagens Betriebs-Nr. 135 552
Der für eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km in der Stunde bestimmte, von Bahntriebswerk Haldensleben
im Jahre 1932 angefertigte Triebwagen mit dieselelektrischen Antrieb
Betriebsnummer 135 552 , Fabriknummer 1
mit dem im Jahre 1932 von Motorenwerke Mannheim
in Mannheim gebaute Verbrennungsmotor Fabriknummer 32189
und dem im Jahre 1932 von Triebmotor: Siemens - Schuckert
gebauten (Generator) Fabriknummer 2890567
(Triebmotor) 1022598, 1022599
ist einschl. seiner Ausrüstungsteile heute gemäß § 43 der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung geprüft und abgenommen worden.
Die Maschinenanlage ist nach den vorgelegten Bescheinigungen geprüft und abgenommen worden und zwar:
der Verbrennungsmotor am
19
der Generator am
19
die elektr. Triebmotor am
19
Der Triebwagen ist mit den vorgeschriebenen Anschriften versehen und mit einer Tonsignaleinrichtung (und einem Läutewerk) ausgerüstet.
An dem Triebwagen sind vorn und hinten Bahnräumer angebracht. Der ... Hauptluftbehälter
wurde am 19 mit einem Wasserdruck von kg/qcm geprüft. *
Der Triebwagen entspricht den Bestimmungen der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung.
Er hat am 19 eine Probefahrte von
bis
und zurück
anstandslos zurückgelegt und kann daher in Betrieb genommen werden.
, den 19
* Die Prüfbescheinigung ist beizufügen, auch wenn die Prüfung von einer anderen behördlichen Stelle vorgenommen wurde.
Beschreibung des Triebwagens
Skizzenblatt
größte zulässige Geschwindigkeit
60 km/h
Länge des Triebwagens über Puffer
12,65 m
größte Breite des Triebwagens
2,60 m
größte Höhe des Triebwagens über SO
4,02 m
Höhe des Fußbodens über SO
1,30 m
Zahl der Sitzplätze 2. Klasse
Zahl der Sitzplätze 3. Klasse
Zahl der Stehplätze
Gepäckraum Grundfläche
9,50 qm
Ladegewicht
2000 kg
Achsstand insgesamt
7,10 m
Achsstände der Drehgestelle
2,30 m
Drehzapfenabstand
7,10 m
Treibraddurchmesser
1000 mm
Laufraddurchmesser
1000 mm
Bauart der Achslager für Triebräder
Rollenlager
für Laufräder
Peyinghaus
Dienstgewicht, unbesetzt
30,4 t
besetzt
32,0 t
Belastung der Achse 1
10 000 kg
Achse 2
10 000 kg
Achse 3
10 000 kg
bei unbesetztem Wagen
Bremse Bauart der Handbremse
Spindelbremse
Luftdruckbremse
Knorr, zweistufig
Motorluftpumpe: Lieferer
Knorr, Berlin
Typ
VV 48 / 75 G
Leistung
480 l bei 750 U/min
Beleuchtung: Lichtmaschine
Querfeldmaschine
Lieferer
GEZm, Berlin
Type
BEG 55
Leistung
960 W 24 V
Batterie: Lieferer
GEZ Berlin
Type
IV G 050
Leistung
148 Ah bei 10
stündiger Entladung
14,8 A Entladestrom
Gesamt-Watt-Verbrauch
6 300 W
Heizung (Bauart)
Warmwasserheizung
Luftsauger (Zahl und Bauart)
Läutewerk (Zahl und Bauart)
1 Knorr Druckluft
Sonstige Tonsignale (Zahl und Bauart)
1 Krupp Typhon T 75 S
Geschwindigkeitsmesser
Feuerlöscheinrichtung (Zahl und Baiuart)
1 Garagenfeuerlöscher Type 3 E X
Sandstreuer
1 pneumatisch
sonstige Einrichtungen am Wagenteil
Antriebsmotor (Beschreibung siehe Stammheft)
Zahl, Leistung und Bauart (Type)
1 Stck. 360/400 PS M.A.N. Dieselmotor W6/V22/30
Kühler (Bauart und Lieferer)
Lamellen Kühler, Windhoff, Berlin
Inhalt der Kühlanlage
75 l
Ventilatorkühlung
ja
Antrieb des Vertilators durch
elektr. Motor
Motor für Ventilatorantrieb
1 Type G 502 für 550 V
Leistung
9,4 PS b. 850 U/min
Antrieb Generator durch
Dieselverbrennungsmotor
Temperaturmesser für Kühlwasser
4
Brennstoffbehälter: Anzahl
2
Inhalt je Behälter
250 u. 70 l
Brennstoffanzeigevorrichtung
Betätigung der Brennstoffpumpe
Regler Motor
Art der Kraftübertragung vom Getriebe
auf die Triebachse
durch Zahnrad
Generator (für elektr. Kraftübertragung -
Beschreibung siehe Stammheft)
1
Zahl, Leistung u. Bauart
400 A, SSW, aPMGV 300/32, Nr. 2890567D
Triebmotoren
(Beschreibung siehe Stammheft)
2
Zahl, Leistung u. Bauart
95 kW, 2 SSW, D 612e, 1022598
Hauptkupplung (zw. Motor u. Getriebe)
Bauart Voith-Maurer
Art der elektrischen Steuerung
Gebus
sonstige Einrichtungen an der
Maschinenanlage
Druckluftflaschen: Zahl
1
Höchstdruck
45 atm.
Austausch der Maschinenanlage - Antriebsmotor - der Triebwagen ist geliefert mit Motor Nr. / Kompressor
Es ist ausgewechselt
Motor Nr.
gegen
Motor Nr.
am
durch RAW - Bw
38
Es ist ausgewechselt
Kompressor Nr.
gegen
Motor Nr.
am
durch RAW - Bw
131967
Ausbesserungen
in Ausbesserung
Bezeichnung der Ausbesserungsarbeiten und
vom
bis
im RAW - Bw
Ursache außergewöhnlicher Schäden
05.10.51 08.04.52 RAW Dessau
T2 Bahnamtliche Untersuchung
Sämtliche Gußstücke aufgearbeitet,
das Fahrzeug nach Schadgr. 2 überholt
13.05.52 23.05.54 RAW Dessau
GR Bahnamtl. Untersuchung
Motor, Generator, Fahrmotoren, Kompressor
in allen Teilen aufgearbeitet. Schiebetüren und
Anschlagsäulen sowie Innenverkleidung-Verschalung
erneuert. Fußboden im Motorenraum neu.
Drehgestell vermessen, Radsätze aufgearbeitet.
El. Anlage aufgearbeitet. Fahrzeug in allen
übrigen Teilen nach Schadgruppe 4 überholt.
Dach über Motorraum abnehmbar eingerichtet.
Anstrich erneuert. Hauptbremsunters. durchgeführt.
Standort und Leistungen
Bahnbetriebswerk
Ausbesserungswerk
Leistungen in km
RAW Dessau
von
14.06.51
seit der letzten bahn-
seit Anlieferung
bis
22.06.51
amtlichen Untersuchung
Bw Haldensleben
von
28.06.51
RAW Dessau
von
05.10.51
bis
04.10.51
T2
bis
08.04.52
863 220
Bw Haldensleben
von
09.04.52
RAW Dessau
von
16.05.52
bis
15.05.52
T4
bis
23.05.54
12 606
875 826
Bw Haldensleben
von
24.05.54
bis
Stammheft für den Diesel-Motor (Fabrik-) Nr 38
Fabrikbezeichnung (Type)
MWM RS 125s
Erbaut von
Motorenwerke Mannheim
Geliefert auf Vertrag
vom
19 41
am
19
, abgenommen im RAW
am
19
, Gewährpflicht bis
19
Beschaffungspreis
RM
Der Motor kann verwendet werden in dem Triebwagen Nr.
Schreiben vom 22.06.1954
Deutsche Reichsbahn
Bahnbetriebswerk Haldensleben
Haldensleben, den 22.06.1954
An die
Reichsbahndirektion Magdeburg
Gr. Maschinendienst
Magdeburg
durch die Rba. Magdeburg
Betr.: Vt 135 552
Das genannte Fahrzeug kam am 21.5.54 aus Gen.Reparatur des RAW Dessau. Es ergaben sich folgende Beanstandungen:
1. Brennstoffpumpe nachprüfen, arbeitet schlecht.
2. Regler nachprüfen, Brennstoffzufuhr ungleich.
3. Brennstoffdüsen prüfen
4. Achslager vom Drehgestell nachprüfen, Radreifen scheuert stark am Rahmen.
5. Sandstreuer fehlen die Bunde zur Wasserableitung.
6. Zylinder 5 und 6 hat starken Oelverbrauch.
Dvst.
Zeichnung Triebwagen T 03 der NhE, VT 135 552