Herstellung massiver Bauteile
Massive Bauelemente, wie Antriebsblöcke gefertigt aus einem Stück, Wagendächer mit eingezogenen Enden, kein Problem für Modellbauer - die eine Werkstatt-
ausrüstung mit Drehbank, Fräsmaschine u.a. ihr eigen nennt.
Für alle anderen Modellbahner - wohl die Mehrheit hingegen ist Improvisieren angesagt. So steht der Begriff "Massiv" im weiteren weniger für Vollmaterial, sondern
bezieht sich auf voluminöse Bauteile. Und geht aus vorgenannten Grund über das Material Messing hinaus. Damit kann das Thema nur in Ansätzen gestreift und als
Anregung verstanden werden.
Zylinder - Lokomotivkessel mit Aufbauten u.a.
An Rundmaterial in verschiedensten Ausführungen, ob nun als Vollmaterial oder auch Rohr besteht keinerlei Mangel. Bereits ein gut sortierter Baumarkt deckt den
Bedarf für den Modellbauer ab. Neben Messingrundmaterial in 0,5 sowie 1,0 m Länge kann man darüber auf Kupferrohr der Sanitär- sowie Kunststoffrohr der
Elektroabteilung in verschiedensten Abmessungen zurückgreifen. Kleinere Durchmesser aus Vollmaterial lassen sich in einer eingespannten Bohrmaschine mittels
Feilen auch ohne Drehmaschine formen. Beim Löten von Vollmaterial, z.B. Anbringung von Kesselringen sowie Halterungen an Druckluftbehältern ist jedoch
berücksichtigen, dass durch die Wärmeleitung sich bereits angelötete Teile ohne Fixierung wieder lösen.
Kupferrohr (Sanitär) sowie Messingvollmaterial, in der Mitte Rohr / Vollmaterial aus Messing sowie unten Kunststoff-Rundmaterial.
Linkes Bild Druckluftbehälter aus Kunststoff (Ersatzteil) sowie links unten aus Weismetall (Günther), rechts aus Messingvollmaterial gefertigt.
Neben einer Eigenfertigung der Lokomotivkessel mit ihren Aufbauten, von Druckluftkesseln sowie Kraftstoffbehältern bietet sich vielfach die Verwendung von
Spendermodellen an. Ob nun Lokgehäuse fast unverändert übernommen werden können, mehrere Sägeschnitte erforderlich sind, Kombinationen von Messing oder
Kunststoff aus Vollmaterial bzw. Rohr, mit Aufbauten von Spendermodellen oder Teile von Weinert u.a., der Möglichkeiten gibt es viele. Als Beispiel kann das
abgebildete Modell einer Dampflok der meterspurigen Harzbahnen dienen.
Der Lokomotivkessel einer Neubaulok der Harzer Schmalspurbahn entstanden aus Elektro-Leerrohr (Kunststoff).
Die Kesselaufbauten stammen teils von Spendermodellen (Schornstein sowie Sandkästen), teils als ResinAbgüsse (Dampfdome,
Rauchkammertür). Kesselringe, Leitungen sowie Sandfallrohre aus Messing geklebt.
Quader - Batteriekästen, Kühler u.a.
Der einfacheren Verarbeitung wegen ist eine Fertigung von Bauteilen mit quaderförmiger Form aus massivem Material in den wenigsten Fällen erforderlich. Ob die
Bauteile aus einzelnen Messingblechteile zusammengelötet oder aus Kunststoffplatten schichtweise zusammengeklebt werden, dürfte weitestgehendst egal sein.
Darüber hinaus ist auch hier die Verwendung zahlreicher Bauteile, von Zurüstteilen handelsüblicher Fahrzeugmodelle sowie Bauteilen von Weinert u.a. möglich.
Batteriekästen aus Kunststoff (Zurüstteil), darunter aus Weißmetall (Weinert), rechts selbstgefertigte Batteriekästen mit glatter Front, daneben in einzelnen Teilen.
Rechtes Bild Sandkästen von links in unterschiedlichen Fertigungsstufen, darüber Ausgangmaterial (U-Profil, 4x8x4 mm).
Kühler in verschiedenster Ausführung. Der Aufbau erfolgte in Schichtbauweise aus
Messingblech, -profilen sowie Kunststoffplatten. Links die Rück-, rechts die Vorderseiten.
Ungleichmäßige Formen
Den größten Aufwand erfordert die Anfertigung massiver Teile mit ungleichmäßigen Formen. Die Verwendung von Bauteilen anderer Modelle ist oft der günstigste
Weg, auch wenn hier ggf. Kompromisse eingegangen werden müssen. Beim Bau von Triebwagen gehören hierzu die Dächer, mehr dazu im Baubericht des
"Gothaer" Versuchstriebwagen (VT 717).
Nicht immer lässt sich dieser Weg beschreiten, so dass eine Anfertigung derartiger Teile unumgänglich wird. Eine Fertigung aus Vollmaterial, dazu aus Metall wird
für die meisten Modellbauer ausscheiden. Ein gängiger Weg ist dann die Anfertigung aus mehreren einzelnen, später zusammengesetzten Teilen.
In Modellbahnzeitschriften älterer Jahrgänge wurde in Bauanleitungen bei der Anfertigung von
Fahrzeugdächern mit eingezogenen Dachenden auf einen Materialmix von Messingblech sowie
Holz zurückgegriffen.
Die Form der Dachenden wurde aus Holz gearbeitet, das Mittelteil hingegen aus Messingblech
gefertigt. Wegen der seinerzeits größeren Antriebe war der Hohlraum im Dach erforderlich.
Bilder von Modellen aus dieser Zeit zeigen oft deutlich die Übergänge der beiden Materialien.
Ob dem Umgang beim Spielen, ungeeigneten Klebstoffen dieser Zeit oder dem "arbeitenden"
Werkstoff Holz geschuldet ist, sei dahin gestellt.
So empfiehlt sich, auf dieses Materialmix für die Anfertigung von Bauteilen sicherheitshalber zu
verzichten, wobei eine Verwendung für Urmodelle ohne weiteres möglich ist.
Da das Dach für einen im Bau befindlichen Triebwagen beim Vorbild an den Stirnwänden übersteht, wurde das Dach vollständig aus Messingblech gefertigt. Für die
Form der sich verjüngenden Wagenenden sowie der eingezogenen Dachenden wurde das vorgebogene Dach auf Spanten gelötet. Das vorgebogene Messingblech
erhielt vor dem Biegen und Verlöten Einschnitte mit der Säge. Gerade, lange Schnitte zum Biegen der Form des Wagenkastens sowie kürzere, gebogene Schnitte
zum Formen der eingezogenen Dachenden.
Die Bodenplatte für das Dach, das verlötete Spantengerüst sowie das vorgebogenes Dach.
Nach dem Einbringen der Sägeschnitte wird das Dach auf die Spanten gelötet, danach werden die verbleibenden Fugen mit reichlich Lötzinn sowohl von der
Unterseite sowie von oben verschlossen. Das überschüssige Zinn wird auf der Oberfläche entfernt, die Form mittels Feile sowie Schleifpapier herausgearbeitet.
Im Anschluss wird das Dach mitsamt den Spanten mit dem Bodenblech verlötet. Nach dem Versäubern erhält das Dach zuletzt noch eine umlaufende Regenrinne
an der unteren Kante sowie Regenrinnen über den Türen.
Das Dach mit Sägeschnitten zum Biegen der eingezogenen Dachenden, rechts verlötet und fertiggestellt.
Wenn sich im Zusammenhang mit dem Materialmix zuvor auf einen Verzicht von Holz ausgesprochen wurde, so soll dies natürlich kein Dogma darstellen. Holz ist
durchaus im Modellbau geeignet, bei den Flugmodellbauern in Form von Balsaholz ein vielseitig verwendeter Werkstoff. Extrem leicht wie Schwamm, sehr leicht zu
bearbeiten, erhält dieser Werkstoff seine Oberflächenfestigkeit bei der anschließenden Lackierung. Zwar ist dieser Werkstoff Bruchgefährdet, Bruchlandungen
kommen bei der Modellbahn im Gegensatz zu den Modellfliegern zum Glück wesentlich seltener vor. Dächer der ersten Triebwagen wurden in der Anfangszeit aus
Holz gefertigt, bei einem Neubau eines Triebwagens der Harzbahn dann bereits zu Balsaholz gegriffen. Aus den Erfahrungen dieses Modells wurde für eine
gegenwärtig im Bau befindliches Modell das Balsaholz auf eine Messingblechplatte geklebt. Diese dient nicht nur der einfacheren Befestigung, sondern garantiert
gleichzeitig rechtwinklige Kanten. Für die Herausarbeitung einer vorbildgerechten Dachform wurden Schablonen gefertigt, die gleichzeitig später als Hilfsmittel beim
ggf. erforderlichen Spachteln dienen. Die abschließende Oberflächenbehandlung zum Verschließen der Poren des Balsaholzes erfolgt dann mit mehreren
Sprühgängen sowie Überschleifen von Spritzspachtel.
Die beiden aus Balsaholz gefertigten Dachhälften sowie Schablonen zum Herausarbeiten der Dachform.