Motorwagen Bauart "Daimler" Dai 1 der Kgl. Sächs. Stb. (Epoche 1)
Die Daimler-Motorwagen
1883 gelang Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach in Cannstatt der Durchbruch mit dem Bau des ersten schnelllaufenden Benzinmotors. Zwei Jahre später
tauchten die ersten motorisierten Straßenfahrzeuge auf. Daimler und Maybach versuchten früh, ebenfalls die Anwendung ihrer Motoren bei Schienenfahrzeugen
nachzuweisen. So wurde bereits im Sommer 1887 durch diese persönlich die erste, durch einen Verbrennungsmotor angetriebene viersitzige Draisine in Esslingen
vorgestellt. 1890 beauftragte die Firma Krupp die Maschinenfabrik Esslingen sowie die Daimler Motorengesellschaft, ein motorisiertes Bereisungsfahrzeug zu
liefern. Dieses Fahrzeug stand über mehrere Jahrzehnte im Dienst, die Versuche mit diesem Triebwagen wurden Seitens der KWStE mit großer Aufmerksamkeit
verfolgt.
Daraufhin wurde der KWStE von Daimler 1893 ein umgebauter Straßenbahnwagen für die 21 km lange Strecke Saulgau - Riedlingen für Betriebsversuche zur
Verfügung gestellt. 1896 lieferte die Motorenwerke Cannstatt zusammen mit der Maschinenfabrik Esslingen auf eigene Initiative einen weiteren Motorwagen.
Dieses Fahrzeug verfügte über einen Radstand von 2,8 m, einen 14 PS-Benzinmotor und war für 32 Fahrgäste vorgesehen. Bei der KWStB erhielt dieses Fahrzeug
die Bezeichnung BW 1. Dieses Fahrzeug stand als Versuchsfahrzeug unter hohen Druck, sollte es sich mit den angekündigten Serpollet-Dampftriebwagen
messen. So wurde bereits mit Auslieferung des BW 1 ein verbessertes Fahrzeug angekündigt und 1899 geliefert. Das als BW 2 gelieferte Fahrzeug war offizielles
Versuchsfahrzeug der KWStE, verfügte über ein 20 PS-Benzinmotor und war für 38 Fahrgäste ausgelegt.
Nach mehreren Umbauten sowie Sammlung von Betriebserfahrungen wurde von der KWStE 1901 die Lieferung von weiteren drei Triebwagen (BW 3 - 5) in Auftrag
gegeben. Diese mit fünf Fenstern je Seite ausgestatteten Triebwagen waren mit einem 30 PS-Benzinmotor ausgerüstet, erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von
50 km/h und verfügten über 44 Sitz- sowie 12 Stehplätze. Nach Fertigstellung der württembergischen Triebwagen zerstörte 1903 ein Brand die Fertigungsstätten der
Cannstatter Motorenwerke, schränkte deren Fertigungsmöglichkeiten über Monate ein. Ungeachtet dessen konnten neben den vorhandenen fünf Triebwagen der
KWStE (BW 1 - 5) jeweils ein Fahrzeug an die SBB sowie die Österreichische, Ungarische Staatsbahn geliefert werden, ein Triebwagen für die Sächsische
Staatsbahn befand sich im Bau. Die Daimler-Motorwagen gelten als die ersten streckentüchtigen Triebwagen im öffentlichen Verkehr.
Das Vorbild
Der zweiachsige Triebwagen Dai 1 der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn wurde im Gegensatz zu den anderen Daimler-Motorwagen in der Waggonfabrik
Werdau erbaut und 1904 ausgeliefert. Baugleich mit den in der Maschinenfabrik Esslingen entstandenen Triebwagen verfügte der jedoch über eine Pufferbohle mit
einer Zug- und Stoßvorrichtung. Diese war auf Grund der geringen Motorleistung jedoch nicht für den Betrieb mit Beiwagen vorgesehen.
Der Motor ragte mittig in den Fahrgastraum und war mit einer Haube abgedeckt. Gestartet wurde der Vierzylindermotor mit Benzin, während des Betriebs wurde
Spiritus als Brennstoff verwendet. Über den Einsatz des Fahrzeuges liegen keine genaueren Angaben vor, bis 1922 wurde es in den Bestandslisten geführt und
danach ausgemustert.
sächs. Dai 1 Foto: Daimler AG, Archive
Das Modell
Zeichnungen der Daimler-Motorwagen als Vorlage zum Nachbau finden sich in antiquarischer sowie zeitgenössischen Nachschlagewerken. Inwieweit diese, in
Details unterschiedlichen Zeichnungen das Vorbild exakt wiedergeben, lässt sich nur an Hand von Vorbildfotos feststellen. Waren bislang in Abhandlungen über den
Dai 1 der Kgl. Sächs. Stb. keine Fotos des Daimler-Motorwagen abgebildet, fanden sich diese dann - kurioserweise - in "Kittel-Dampftriebwagen" von W. Willhaus
(EK-Verlag, 2008)
Der auf den Vorbildfotos der Daimler-Motorwagen sehr gut erkennbare zierliche, an Leiterrahmen von Straßenfahrzeugen angelehnte Fahrzeugrahmen reizte zum
Nachbau dieses Triebwagens. Da bereits- einige Triebwagen der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn in der Sammlung vertreten sind, wurde statt der in
größerer Stückzahl der bei der KWStE vorhandenen Triebwagen (BW 3 - 5) als Vorbild für das Modell der sächs. Dai 1 gewählt. Das Modell dieses Daimler-
Motorwagens entstand im Eigenbau, das Gehäuse sowie das Fahrwerk in Messingbauweise. Der Antrieb des Modells erfolgt durch einen Einachsantrieb aus dem
Hause sb.
sb-Einachsantrieb mit “Verkleidung Motor und Getriebe”, der Fahrzeugrahmen mit Anbauten sowie Gehäusegrundplatte mit Einstiegsstufen
Das Gehäuse aus Messingblech, entstand das Dach des Triebwagens unter der Verwendung zweier Dächer der Windbergwagen von Piko. Die Zurüstteile stamm-
ten von verschiedenen Kleinserienherstellern bzw. mußten der Epoche wegen selbst gefertigt werden.
Die Hauptbaugruppen des Gehäuses, noch ohne Zurüstteile
Wie schon beim Thomas DTW wurden bei Lackierung sowie Beschriftung des Modells der Königlich Sächsische Staatseisenbahn auf die Angaben der Homepage
über die Württembergische Staatseisenbahnen unter Anstrich und Bezeichnungen der Länderbahnen zurück gegriffen. Die Beschriftung des Triebwagens wurde
aus Sätzen von Ostmodell zusammengestellt, die Wagennummer als “Emailschild” muss noch gefertigt und angebracht werden.
sächs. Dai 1 (Eigenbau)
Technische Daten der Triebwagen
Betriebsnummer Länderbahn
Dai 1
Beschaffungsjahr
1904
Achsanordnung
1 A
LüP
(mm)
12 300
Lieferfirma Wagenteil
Waggonfabrik Werdau
Motor
Daimler
Getriebe
Sitzplätze 2./3./4. Kl
- / 44 / -
Dienstmasse, unbes. (t)
16,4
Antrieb Bauart
Ottomotor
Dauerleistung
(kW/PS)
22 / 30
Leistungsübertragung
mechanisch
Geschwindigkeit (km/h)
40
Modell Hersteller
Eigenbau
Ein Beiwagen für den Daimler-Motorwagen?
Wie zuvor beschrieben, entstand das Dach des Triebwagens aus zwei Dächern der Windbergwagen. Bereits zu diesem Zeitpunkt fiel eine recht starke Ähnlichkeit
der Wagenkästen des Daimler-Motorwagens sowie der Windbergwagen auf. Mit Kompromissbereitschaft wäre ein Bau des 4-fenstrigen BW 2 oder auch aus 2
Windbergwagen der BW 3 - 5 der KWStB bzw. des Dai 1 der Kgl. Sächs. Stb. möglich. Im Gegensatz zum Modell des benzolmechanischen Versuchstriebwagens
(VT 717) sollte beim Dai 1 dieser Weg nicht beschritten werden.
Links Wagenkasten des sächs. Dai 1 (Rohbau), rechts Wagenkasten des Windbergwagens (Piko)
Jedoch wirkt der Windbergwagen wie ein extra für den Daimler-Motorwagen beschaffter Beiwagen. So wurde trotz der bekannt geringen Motorleistung des Dai 1,
die einen Beiwagenbetrieb nicht zuließ sowie der ebenso bekannten Tatsache, dass die Windbergwagen nur auf der gleichnamigen Windbergbahn verkehrten, ein
Modell des Windbergwagens einem Beiwagen angepasst. Sowohl der Dai 1 als auch der Windbergwagen erhielten an der Kuppelseite gefederte Puffer sowie der
Wagen eine abgefederte, bewegliche Kupplung.
Rechts der Windbergwagen (Piko), Epoche 1 der Kgl. Sächs. Stb. (noch nicht zugerüstet), nach 1912 erhielten die Fahrzeuge anstelle der gegossenen sächs. Krone als Hoheitszeichen das
sächs. Wappen
Hinweis: Sammlungsbereinigung Triebwagen, Dampfloks, Wagen, Literatur, Zubehör, Liste unter Sammlungsbereinigung
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Länderbahn