Dieselelektrischer Triebwagen DET 1 der Kgl. Sächs. Stb. (Epoche 1)
Das Vorbild
Die benzolelektrischen Triebwagen der KPEV hatten sich grundsätzlich bewährt, verursachten jedoch im Betrieb recht hohe Kosten. Trotz seiner Vorteile war bislang
der Dieselmotor für den Eisenbahnbetrieb noch zu schwer. Erst seine Weiterentwicklung erlaubte um 1915 die Lieferung zweier dieselelektrischen Triebwagen von
Brown, Boverl & Cie, Mannheim an die sächsische Staatsbahn, drei im wesentlichen baugleiche Fahrzeuge gelangten zur KPEV. Wie beim benzolelektrischen
Triebwagen war der 200 PS-Dieselmotor. geliefert von Sulzer, Winterthur sowie Generator im vorderen Drehgestell untergebracht, die Elektromotoren im hinteren
Drehgestell. Die noch wesentlich höhere Masse des Dieselmotors wird auch optisch durch die größere Schutzhaube als auch durch das 3-achsige Drehgestell
deutlich, ebenso auch an dem sehr hohen spezifischen Sitzplatzgewicht von einer Tonne (preuß. Ausführung).
Eingesetzt wurden die Fahrzeuge recht erfolgreich auf der Strecke Dresden-Döbeln-Leipzig, durch den 1.Weltkrieg kam es zu jedoch zu keiner ausführlichen
Erprobung. Durch die DRG wurden die sächsischen, aber ebenso die preußischen Triebwagen nicht übernommen. Nach einer Abstellung auf Grund der
Kriegsumstände wurden die Triebwagen der Kgl. Sächs. Stb. 1922 an eine Privatbahn in die Schweiz verkauft, einer der Triebwagen steht heute im Verkehrshaus in
Luzern. Ungeachtet der kurzen Einsatzzeit bei den Deutschen Länderbahnen gelten diese als die ersten betriebstauglichen Dieseltriebwagen Europas.
Rudolf Diesel und Gebr. Sulzer, Winterthur
Der Erfinder des nach ihm benannten Dieselmotors hatte in seinem Studium im letzten Studienjahr praktische Erfahrungen in der Firma der Gebrüder Sulzer im
schweizerischen Winterthur sammeln können. 1893 erhielt er das Patent "einer rationellen Wärmekraftmaschine" und begann ab gleichem Jahr in der Maschinen-
fabrik MAN AG Augsburg mit der Entwicklung des Motors. 1897 war das erste funktionstüchtige Modell dieses Motors fertig, ab 1902 wurden bei MAN stationäre
Dieselmotoren gebaut. Die anfänglich sehr schweren Motoren mit wenig Leistung waren zunächst nur für den stationären Betrieb geeignet, jedoch bereits 1903
wurde das erste Motorschiff mit einem Dieselmotor erbaut.
Recht zeitig erkannte Rudolf Diesel, dass "der Dieselmotor den Eisenbahnbetrieb revolutionieren werde". Die Bekanntschaft Diesels mit den Gebrüdern Sulzer
führte 1898 zum Bau des ersten Sulzer-Dieselmotors und schließlich 1906 zur Gründung der "Gesellschaft für Thermolokomotiven". 1912 wurde für die Preußische
Staatsbahn die erste Lok, die Diesel-Klose-Sulzer-Thermolok fertiggestellt. Ausgerüstet mit einem von den Gebr. Sulzer gefertigten Vierzylinder-Zweitaktmotor mit
einer Nennleistung von 1200 PS sowie einem Hilfsdiesel mit 250 PS zum Antrieb eines Luftverdichters. Die geforderten Leistungen konnten mit dem Fahrzeug
erreicht werden. Aus dem Direktantrieb (Kurbelwelle des Dieselmotors zugleich Blindwelle) resultierende Probleme beim Anfahren und in deren Folge Schäden am
Antrieb/Fahrwerk ließen jedoch das Interesse der KPEV an dem Fahrzeug erlöschen. Ungeachtet der unausgereiften Leistungsübertragung hatte die Firma der
Gebr. Sulzer mit als eine der ersten Firmen leistungsfähige, für den Antrieb von Fahrzeugen geeigneten Dieselmotoren entwickelt und gebaut.
Das Modell
Das Modell des dieselelektrischen Triebwagens wurde von Westmodel als Bausatz sowie als Fertigmodell angeboten, ist leider jedoch nicht mehr erhältlich. Aus 2ter
Hand erworbene Modell macht auf den ersten Blick einen recht guten Eindruck, zeigt bei genauerer Betrachtung doch einige kleinere Mängel. Im Gegensatz zu den
preuß. sowie der sächs. Ausführung des Triebwagens nach dem Umbau bei der Schweizer Privatbahn hatten die Triebwagen in der Ursprungsausführung keine
Toiletten. Nach Vorbildfotos verfügten die Triebwagen der Kgl. Sächs. Stb. nicht über ein Anschriftenfeld (Gattung, Sitzplätze, LüP, Gewicht, Bremsgewicht)
zwischen den Fenstern, zudem deuten die Angaben auf ein anderes Fahrzeug hin. Darüber hinaus waren die 3-Klasseschilder unter den Seitenfenstern ange-
bracht.
Im Interesse der Kurvenläufigkeit war der Rahmen des Fahrgestells im Bereich des hinteren Drehgestells nach außen gebogen, ebenso fehlten die Drehgestell-
blenden. Wohl ein wenig typisch für Westmodelle, sie gewähren oft Durchblicke, die beim Original nicht vorkommen. So ist bei diesem Modell aus der typischen
Modellbahnersicht innen ein recht großer und störender Spalt zwischen Wagenkasten und Boden sichtbar.
Aus diesem Grund wurde das Modell geringfügig überarbeitet. Die fragliche Beschriftung wurde entfernt und durch Eigentumszeichen der Kgl. Sächs. Stb., Zuglauf-
schilder sowie den Klasseschildern an den Einstiegstüren ersetzt. Zur Vermeidung der ungewünschten Durchsicht erhielt das Modell eine Inneneinrichtung, ebenso
die fehlende Verkleidung des Triebdrehgestelles.
Der Antrieb erfolgt bei dem Motor über einen im hinteren Drehgestell untergebrachten Motor auf beide Radsätze. Über eine Beleuchtung verfügt das Modelle nicht,
ebenso über keine Inneneinrichtung. Geliefert wurde das Modell in einem Karton mit Schaumstoffeinsatz.
DET 1 der Kgl. Sächs. Stb (vor der Überarbeitung)
Modell nachgerüstet mit Inneneinrichtung, die Winkel dienen der Befestigung der Abteilwände/Sitzbänke sowie Verhinderung des Durch-
blicks zwischen Wagenkasten und Boden. Hinteres Drehgestell nachgerüstet mit Drehgestellverkleidung, Bremsen sowie Schienenräumer.
Modell neu beschriftet mit Hoheitszeichen der Kgl. Sächs. Stb. , Zuglaufschildern (beides ostmodell), Triebdrehgestell Radsätze neu lackiert sowie mit Drehgestellverkleidung.
Technische Daten der Triebwagen
Betriebsnummer Länderbahn
DET 1 - 2
Beschaffungsjahr
1915
Gattungsbezeichnung
Achsanordnung
3´B´
LüP (mm)
21 365
Lieferfirma
Wagenteil
Rastatt
Motor
Sulzer
elektr. Ausrüstung
BBC
Sitzplätze
- / 78 / -
Dienstmasse, unbes. (t)
62,0
Antrieb Bauart
1 / Diesel
Dauerleistung (PS/kW)
200 / 118
Leistungsübertragung
elektrisch
Geschwindigkeit (km/h)
70
Reichweite (km)
600
Modell Hersteller
Westmodel
Bestellnummer
13081 / 11076 (Fh)
pr. VT 101 - 103
Neben dem Modell des sä. DET 1 gab es auch ein Modell der preußischen Bauart VT 101 - 103. Augenscheinlichster Unterschied ist die andere Ausführung des
Kühlsystems für den Dieselmotor, ausgeführt als sich über fast die gesamte Länge des Fahrzeugdaches erstreckender Oberflächenkühler. Zudem waren die
Fahrzeuge der KPEV für den Betrieb mit Beiwagen ausgelegt und verfügten an der hinteren Stirnwand über eine Übergangsmöglichkeit.
Hersgestellt wurde dieses Modell von der Anfang der 80er Jahre gegündeten Firma “Globus - Modell” aus Krehfeld. Neben der preuß. Variante des diesel-
elektrischen Triebwagens war dort ebenfalls die Ausführung als sächs. DET 1 im Programm. Weitere Informationen zum Modell sowie Hersteller werden gern
entgegen genommen.
Modell des diesel-elektrischen Triebwagens VT 101 - 103 der KPEV
Fotos: O.M.
Hersteller-Markierung “Globus - Modell”
Hinweis: Sammlungsbereinigung Triebwagen, Dampfloks, Wagen, Literatur, Zubehör, Liste unter Sammlungsbereinigung
laufende Überarbeitung
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